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Marvin Gerste

Marvin beschäftigt sich seit 2006 mit Glücksspielen aller Art. Seinen Einstieg fand er über Online Poker während seiner Abiturzeit. Kurz darauf probierte er virtuelle Casinospiele aus und blieb dabei. Auch Sportwetten sind ihm nicht fremd, da er schon diverse Buchmacher unter die Lupe genommen hat.

Das Wetten auf Glücksspiele im Internet genießt ein wachsendes Interesse. Für viele Nutzer stellt es ein mögliches Hobby von vielen dar. Sie geben pro Monat einen fixen Betrag aus und holen sich dafür gute Unterhaltung nach Hause. Sie gewinnen und verlieren, während der Spielspaß im Vordergrund steht. Zwar lässt sich mit Online Spielen, Casinos, Sportwetten & Co auch langfristig Geld verdienen, aber dieses Ziel steht für die Mehrheit der Spieler nicht im Mittelpunkt.

Nur ein kleiner Prozentsatz aller Nutzer verwandelt seine Passion für Glücksspiele in ein problematisches Verhalten. Dabei bemerken sie es oft nicht selbst oder erst wenn es schon zu spät ist. Wie lässt sich das “Wann ist zu viel zu viel” am besten beantworten? Der nachfolgende Ratgeber

Spielsucht: Die Definition

Der Oberbegriff “Spielsucht” umfasst eine ganze Palette von Unterhaltungsmöglichkeiten. Für manche sind es Videospiele, andere wetten zu viel auf Sportereignisse oder verlieren ständig beim Poker. In diesem Beitrag geht es speziell um die Glücksspielsucht. Wie sich diese erkennen und behandeln lässt.

Eine mögliche Definition erkennt die Spielsucht an, wenn mehrere Stunden am Tag mit demselben Hobby verbracht wird1Quelle: Ursachen für Spielsucht – https://www.netdoktor.de/krankheiten/spielsucht/ – Abgerufen am 23.11.2022. Bspw. ein ständiges Zocken an Slot Machines im Internet. Dabei ist fast immer Echtgeld im Spiel, weil der Fun-Modus nicht den nötigen Reiz ausstrahlt.

Bei gelegentlichen Pausen kreisen die Gedanken trotzdem weiter um das favorisierte Spiel. Häufig mit dem Verlangen, die bisherigen Verluste schnellstmöglich ausgleichen zu wollen. Oft besteht auch die Annahme, bald nur noch von den Einnahmen des Glücksspiels leben zu können. Ein böser Trugschluss, da auf lange Sicht stets die Spielbank mehr gewinnt (Stichwort: Hausvorteil).

Sofern nicht gegengesteuert wird, entsteht eine tiefergehende Abhängigkeit. Was oftmals mit dem Verlust von viel Geld, der Familie und Freunden einhergeht. Die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) geht von einer sechsstelligen Zahl betroffener Personen aus2Quelle: Spielsucht und problematisches Verhalten – https://de.statista.com/statistik/daten/studie/256885/umfrage/anzahl-der-pathologischen-und-problematischen-gluecksspieler/ – Abgerufen … Weiterlesen.

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Die BZgA fand heraus, dass im Jahr 2020 allein in Deutschland etwa 229.000 Personen als glücksspielsüchtig eingestuft werden konnten.

Im Gegensatz zu Alkohol oder Drogen, ist die Glücksspielsucht an kein physisches Produkt gebunden. Dadurch ist den Betroffenen oft nicht bewusst, in welcher Lage sie sich befinden. Außenstehende können das Problem zudem schwerer erkennen.

Ist es schon zu viel? – Fragebogen zur Selbsteinschätzung

Wer nun an sich zweifelt, ob er womöglich schon zu viel spielt, der sollte sich folgende Fragen beantworten:

  1. Wie lange wird pro Tag gespielt?
  2. Werden ausreichend Pausen eingelegt?
  3. Drehen sich die Gedanken auch zwischendurch häufig um die nächste Spielsitzung?
  4. Bestehen Existenzängste, weil schon zu viel Geld verloren wurde?
  5. Gibt es den Drang, bisherige Verluste mit Glücksspiel ausgleichen zu wollen?
  6. Hat das Spielen schon zu finanziellen Problemen geführt (Miete nicht bezahlt o.Ä.?
  7. Wurden schon Freunde oder Familienmitglieder darum gebeten, Geld zu leihen?
  8. Wurde in letzter Zeit eine erhöhte Reizbarkeit festgestellt?
  9. Werden andere Hobbys oder gar die Arbeit zum Zwecke des Spielens vernachlässigt?
  10. Leidet die eigene Gesundheit und/oder Hygiene darunter?
  11. Findet eine zunehmende Absonderung vom gesellschaftlichen Leben statt?

Je mehr dieser Fragen mit einem Ja beantwortet werden können, desto wahrscheinlicher liegt eine Glücksspielsucht vor. Oder zumindest ein problematisches Verhalten, welches sich bald zu einer Sucht entwickeln könnte. Dann ist schnelle und kompetente Hilfe gefragt.

Männer – Frauen – Minderjährige: Wer leidet am häufigsten unter Spielsucht?

Die Forschung rund um Glücksspielsucht hat wichtige Erkenntnisse gewinnen können. Demnach sind manche Personengruppen besonders anfällig. Diese gilt es zu sensibilisieren, um die Fallzahlen möglichst gering zu halten. Denn die notwendigen Therapien sind zeitaufwendig sowie kostspielig.

Männer gelten als deutlich gefährdeter als Frauen3Quelle: BZgA-Bericht zur Spielsucht – https://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/bzga-bericht-zur-spielsucht-junge-maenner-am-staerksten-gefaehrdet-a-954241.html – Abgerufen am … Weiterlesen. Im Schnitt werden vier- bis sechsmal mehr Männer spielsüchtig als ihr weiblicher Gegenpart.

Vor allem junge Erwachsene scheinen sehr häufig darunter zu leiden. Insbesondere viele Männer mit Migrationshintergrund und in der Arbeitslosigkeit erhoffen sich einen großen Gewinn. Um dann finanziell besser aufgestellt zu sein.

Der Zugang zu Glücksspielen ist heute einfacher denn je. Tausende von Spielhallen verteilen sich über das Land. Online lässt sich rund um die Uhr wetten. Sei es bei Sportwetten, Roulette oder Poker. Jedoch nimmt nicht jeder Anbieter den dringend notwendigen Spielerschutz ernst genug.

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Übrigens zählt staatliches Lotto ebenso zu den Glücksspielen. Durch die deutlich seltenere Teilnahme wird es jedoch kaum als solches wahrgenommen. Obwohl die meisten Tipper regelmäßig Verluste ansammeln.

Schutz der Minderjährigen ist besonders wichtig!

Die Teilnahme an Glücksspielen ist offiziell erst ab 18 Jahren erlaubt. Mancherorts sogar nach Vollendung des 21. Lebensjahres. Dafür sprechen einige gute Gründe. In der Regel wird noch kein eigenes Einkommen erzielt. Schon allein deshalb fehlt der realistische Bezug zum Geld.

Dank der hohen Beeinflussbarkeit, auch aus Mangel an Lebenserfahrung, birgt ein großes Gefahrenpotential bei Minderjährigen. Sie verfallen den Glücksspielen besonders schnell und intensiv.

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Kinder und Jugendliche sind leicht zu beeinflussen. Sie können sich sehr schnell für etwas begeistern. Glücksspiele strahlen durch ihr Art und Weise einen besonderen Reiz aus.

Hier sind in erster Linie die Eltern gefragt. Wenn negative Veränderungen im Verhalten festgestellt werden, ist das Gespräch zu suchen. Glücksspiel-Probleme können eine Ursache dafür sein. Vor allem, wenn immer häufiger nach Geld gefragt wird und sich eine erhöhte Reizbarkeit feststellen lässt.

Spielsucht verhindern: Tipps für das tägliche Spiel

Zurück zu den Erwachsenen, die Glücksspiele als ein Hobby betrachten und sich schützen möchten. Durch langjährig gesammelte Erfahrung gibt es einige Tipps, welche bei der Selbstdisziplin gut helfen.

  • Für jede Spielsitzung ist ein fixes Zeitfenster festzulegen. Kurze Sitzungen von 15-30 Minuten haben sich bei vielen Nutzern bewährt. Dadurch bleibt das Glücksspiel spannend und zugleich unter Kontrolle. Der TILT-Modus tritt deutlich seltener in Erscheinung.
  • Ein festes Budget pro Woche/Monat hilft dabei, den Überblick zu bewahren. Hierbei sollte stets nur Geld verwendet werden, das nach allen anderen Ausgaben übrig ist. Das Führen eines Haushaltsbuches (Ausgaben vs. Einnahmen) ist sehr ratsam.
  • Während des Spielens ist ein striktes Money Management einzuhalten. So macht es wenig Sinn, sein gesamtes Guthaben in einer Handvoll von Spielrunden zu riskieren. Der rasante Totalverlust ist sehr wahrscheinlich. Gefolgt von einer schnellen Nachzahlung, welche gar nicht angedacht war.
  • Eine gute Faustregel besagt, dass nie mehr als 1% des Guthabens für eine Spielrunde ausgegeben werden darf. Dadurch lassen sich lange Verlustserien besser abpuffern und der Spielspaß bleibt bestehen. An Spielautomaten und Tischen sind verschieden hohe Einsätze möglich, um diese seinem Kontostand anzupassen.
  • Ebenso sinnvoll ist es, sich mit den Auszahlungsquoten (RTP) der verschiedenen Glücksspiele zu beschäftigen. Bspw. bedeutet eine RTP von 90%, dass im Durchschnitt pro 100€ Einsatz etwa 90€ zurückgewonnen werden. Wobei sich die Realität diesem Wert immer weiter annähert, je mehr Runden gespielt werden.
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Gutes Money Management, kurze Sitzungen und ein hohes Maß an Selbstdisziplin bilden die besten Grundlagen gegen das Entstehen von Spielsucht.

Eine Spielsucht-Therapie machen: Wenn nichts mehr geht

Wie eingangs schon erwähnt, kommen für manche Spieler alle Tipps zu spät. Sie sind an einem Punkt des totalen Kontrollverlustes angekommen. Dann braucht es professionelle Hilfe, eine sogenannte Spielsucht-Therapie. Hierfür existieren spezielle Suchtberatungsstellen, die von staatlicher oder privater Hand geführt werden. Sie führen Erstgespräche durch und vermitteln bei Bedarf an ausgebildete Fachkräfte. Ebenso gibt es einige Hotlines für akute Fälle, die sich anonyme Hilfe wünschen4Quelle: Verspiel nicht dein Leben – https://www.verspiel-nicht-dein-leben.de/beratung/hotline – Abgerufen am 25.11.2022.

Fazit: Glücksspielsucht ist ein ernstes Thema

Zum Glück ist nur ein kleiner Prozentsatz aller Spieler von diesem Problem betroffen. Für jeden Einzelnen stellt es jedoch eine enorme Herausforderung dar. Zunächst gilt es die Spielsucht anzuerkennen und im zweiten Schritt geeignete Maßnahmen einzuleiten.

Glücksspielsucht ist keine Kleinigkeit, die übersehen werden darf. Sie führt zu finanziellen Schwierigkeiten und nicht selten zum totalen Ruin. Zeitgleich wenden sich Familie und Freunde ab. Das soziale Gefüge gerät auseinander und bietet keinen Rückhalt mehr. Wenn es zu viel wird, dann mit voller Kraft,

Daher sollte man stets auf sein Umfeld und sich selbst achten. Theoretisch kann es jeden betreffen. In der Praxis gelten manche Personengruppen als besonders anfällig. Auf keinen Fall sollte ein Spielsüchtiger mit dieser immensen Herausforderung allein gelassen werden. Es braucht jedoch mehr als gut gemeinte Worte und ebenso viel Zeit. Denn diese schlechte Gewohnheit eignet man sich über Monate hinweg an. Folglich braucht es ebenso Wochen bis Monate, um der Spielsucht erfolgreich die Stirn zu bieten. Manchmal gelingt dies nur mit professioneller Hilfe durch eine Suchtberatung.

Quellen & Verweise[+]