Avatar-Foto

Marvin Gerste

Marvin beschäftigt sich seit 2006 mit Glücksspielen aller Art. Seinen Einstieg fand er über Online Poker während seiner Abiturzeit. Kurz darauf probierte er virtuelle Casinospiele aus und blieb dabei. Auch Sportwetten sind ihm nicht fremd, da er schon diverse Buchmacher unter die Lupe genommen hat.

Seit dem Sommer 2021 gelten für Glücksspielanbieter im Netz neue Anforderungen. Zumindest für jene, die in Deutschland Kunden gewinnen und bedienen möchten. Auf Spieler kommen damit ebenso Veränderungen zu. Unter dem Deckmantel des Spielerschutzes wurden zahlreiche Auflagen im Glücksspielstaatsvertrag 2021 eingeführt. Diese sind nicht immer zu ihrem Vorteil. Doch es gibt Lösungen und dieser Ratgeber verrät alles Schritt für Schritt.

Die Hintergründe zum GlüStV

Die ersten Online Casinos sowie virtuelle Buchmacher und Pokerräume entstanden schon vor der Jahrtausendwende. Lange Zeit verschlief es die deutsche Regierung, dieser Branche einen angemessenen rechtlichen Rahmen zu geben. Was schlussendlich im Sommer 20212 geschehen sollte. Damals trat die erste Fassung vom Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) in Kraft.

Über ihn sollten zunächst nur 20 Lizenzen vergeben werden. Wobei diese nur zum Betrieb eines Sportwettenangebots gedacht waren. Allerdings hatte der Gesetzgeber nicht mit dem Widerstand der Unternehmen gerechnet. Es gingen zahlreiche Klagen ein und per Eilverfahren konnte die Lizenzvergabe gestoppt werden. Der Bewerbungsprozess war zu intransparent und außerdem fühlten sich Glücksspielanbieter von Casinospielen und Online Poker benachteiligt.

Also setzten sich die Entscheidungsträger erneut zusammen. Wofür sie abermals Zeit brauchten und selbst beim zweiten Anlauf sollte es nicht klappen. Schlussendlich besteht nun die vierte Fassung vom GlüStV1Quelle: Ziele vom Glücksspielstaatsvertrag – https://www.gluecksspiel-behoerde.de/de/rechtliche-rahmenbedingungen/gluecksspielstaatsvertrag – Abgerufen am 07.11.2022. Sie funktioniert ohne eine bestimmte Lizenzanzahl. Solange der Bewerber die Kriterien erfüllt, erteilt ihm die zuständige Behörde eine Genehmigung.

Was sich für Spieler konkret verschlechtert hat

Betreiber von Glücksspielangeboten im Internet müssen seitdem einen ganzen Katalog von Auflagen erfüllen. Sie dienen dem Spielerschutz, sodass es weniger problematische Fälle von Spielsucht entstehen sollen. Ob diese Beschränkungen für Nutzer den Zweck erfüllen, ist zu einem späteren Zeitpunkt zu prüfen. Bis dahin sind folgende Maßnahmen gültig:

  • Fortan können Spieler pro Runde maximal 1€ setzen. Darin sind etwaige Zukäufe (Verdoppeln, Freispiele etc.) mit inbegriffen. Wodurch Nutzer stark in ihren Möglichkeiten eingeschränkt werden. Zumal das Gewinnpotential auf der Höhe des Einsatzes beruht. Besonders dramatisch ist dies bei progressiven Jackpots, die anteilig zur Wetthöhe ausschütten.
  • Hinzu kommt, dass pro Monat nur 1.000€ eingezahlt werden dürfen. Während dies für die meisten Hobbyspieler kein Problem darstellen dürfte, fühlen sich Highroller extrem benachteiligt. Das 1.000-Euro-Limit im Monat gilt außerdem übergreifend – also von Anbieter zu Anbieter.
  • Um dies kontrollieren zu können, ist bei jeder Registrierung sofort das Abgleichen mit der bundesweiten Spieler-Sperrdatei erforderlich. Wer hier seine Daten hinterlegt hat, dem ist der Zugang zu Sportwetten, Casinospielen etc. zu verwehren.
  • Die umgehende Verifizierung schlägt in dieselbe Kerbe. Manche Anbieter gewähren ein Zeitlimit von 72 Stunden ab der Registrierung. Andere binden diesen Nachweis in die Kontoerstellung mit ein. Früher war die Verifizierung spätestens mit der ersten Auszahlung erforderlich. Ein sinnvoller Prozess, welchen seriöse Glücksspielseiten schon immer integriert haben. Dies wurde nun vorverlegt und bremst den Spieleinstieg immens aus.
  • Weiter geht es mit der Trennung aller Casinospiele von den Slot Machines. Gerüchte besagen, hiermit wolle der Gesetzgeber die staatlichen Spielbanken schützen. Theoretisch müssen die Anbieter zwei Internetadressen (Domains) registrieren, wenn sie beide Spieltypen bereitstellen möchten. Praktisch ist der Aufwand zu hoch, die Lizenzen werden nur für virtuelle Spielautomaten verwendet. Damit schränkt sich das Spielportfolio stark ein. Die gewohnte Vielfalt der Online Casinos ist verloren.
  • Was nun noch übrig ist, darf keinen Turbo-Modus sowie Autoplay anbieten. Diese zwei Funktionen sind bei Spielern sehr beliebt gewesen.
  • Die neue 5-Sekunden-Pause nimmt noch mehr von der gewohnten Dynamik heraus. Demnach müssen alle Casinospiele nun eine Zwangspause von mindestens 5 Sekunden anwenden. Vorher darf keine neue Runde starten.
  • Wohingegen sich die neue 5,3%-Steuer nur indirekt auf die Spieler auswirkt. Wer eine deutsche Glücksspiellizenz möchte, muss dieser zusätzlichen Abgabe einwilligen. Was sich bei Buchmachern in schlechteren Quoten auswirkt. Bei Casinospielen reduzieren die Anbieter hingegen die Auszahlungsquoten. Ergänzen dazu bestehen meistens weniger Promotions für Stammspieler.

Diese Summe aus gut gemeinten Maßnahmen überspannt den Bogen komplett. Womöglich war dies auch der Plan. Glücksspiele im Internet möglichst unattraktiv zu gestalten, sodass weniger Nutzer an ihnen teilnehmen. Die konkreten Auswirkungen lassen sich erst mit der Zeit erkennen. Mit der Hoffnung, dass die deutsche Bundesregierung bei Bedarf ihr Gesetz nachjustiert.

i
Der deutsche GlüStV führt eine Reihe von Maßnahmen zum Spielerschutz ein. In seiner aktuell vierten Version bringt er diverse Einschränkungen für die Nutzer mit sich.

Zwei positive Neuerungen vom GlüStV

Glücksspielstaatsvertrag 2021 - Was sich für deutsche Spieler verschlechtert hat

Doch nicht alle Aspekte vom neuen Glücksspielstaatsvertrag sind pauschal zu verteufeln. Tatsächlich finden sich zwei Vorgaben, welche den meisten Spielern gefallen dürften:

  • Fortan müssen Glücksspielanbieter ihre Kunden regelmäßig über deren Gewinne und Verluste informieren. Die meisten Webseiten haben dafür ein separates Fenster erstellt, welches nach dem Login erscheint. Stets den Überblick über seine Finanzen zu haben ist definitiv ein Vorteil.
  • Außerdem muss nun der sogenannte „Panik-Knopf“ existieren. Wer diesen drückt, erzeugt eine sofortige Selbstsperre. Diese gilt für die nächsten Stunden. Der Panik-Knopf muss überall auf der Seite sowie in den Spielen erreichbar sein. Er ist dahingehend nützlich, falls ein Spieler in den TILT-Modus verfällt. Jener Zustand, bei dem das klare Denken aussetzt und die Gefahr des Totalverlustes sehr hoch ist.

An dieser Stelle zieht der Gesetzgeber also die Stellschrauben für den Spielerschutz fester, ohne ihn jedoch zu sehr einzuschränken.

Was können betroffene Spieler tun?

So wie der deutsche Glücksspielstaatsvertrag momentan ausgelegt ist, bestehen für Spieler immer noch Alternativen. Sie müssen nicht zwangsläufig bei einem in Deutschland lizensierten Anbieter ihre Echtgeld-Einsätze platzieren.

Lizenzen außerhalb Deutschlands suchen

Bis dato genügt es, wenn die Lizenz aus einem anderen Land stammt. Es sollte aber eine Genehmigung sein, deren Ursprung seit Jahren für seriöse Glückspielangebote im WWW bekannt ist. Innerhalb Europas hat sich hierfür Malta als Mekka für Webseiten dieser Art etabliert. Die zuständige Behörde (Malta Gaming Authority, kurz MGA) reguliert die Branche seit Jahren sehr zuverlässig. Regelmäßige Kontrollen stellen sicher, dass Lizenznehmer die Vorgaben der Gesetzgebung einhalten.

Bis zum Brexit war Gibraltar eine zweite nennenswerte Option. Bis heute nutzen Glücksspielanbieter die dortige Lizenz für eine international geführte Plattform. Doch es sind weniger geworden und Spieler müssen genau prüfen, ob sie aus Deutschland daran teilnehmen dürfen.

Die dritte Lösung führt uns zu einem Lizenzgeber in Übersee. Die Karibikinsel Curacao ist Teil der Niederlande und genehmigt Glücksspielangebote im Netz schon seit mehr als 20 Jahren. Allerdings zeigten sich viele Unternehmen erst in jüngster Vergangenheit an einer solchen Lizenz interessiert.

i
Zum aktuellen Zeitpunkt sind Spieler nicht dazu verpflichtet, einen Glücksspielanbieter mit deutscher Lizenz zu nutzen. Weshalb diverse Alternativen in Frage kommen.

Weitere Möglichkeiten

Um Spieler mit deutschem Standort zu erkennen, lesen Glücksspielanbieter die IP-Adresse vom Endgerät aus. Woraufhin die Einschränkungen in Kraft treten. Dies kann mit einer der folgenden drei Optionen möglicher Weise umgangen werden:

  • Durch die Verwendung eines VPNs wird die eigene IP-Adresse verschlüsselt. Womit die Zuordnung nach Deutschland nicht mehr möglich ist. Ein „Virtual Private Network“ lenkt die Verbindung über mehrere Server um. Den Service gibt es als kostenlose sowie kostenpflichtige Lösung.
  • Dieselbe Technik macht sich ein sogenannter „Proxy Server“ zunutze. Viele Browser bieten dafür bereits entsprechende Einstellungen. Anleitungen zum Einrichten finden sich auf YouTube. Wichtig ist zu wissen, dass ein Proxy-Server keine Rücksicht auf den Datenschutz nimmt, wie es bei den meisten VPNs der Fall ist.
  • Oder man installiert sich den kostenlosen Tor-Browser. Das Gemeinschaftsprojekt wird von einer weltweiten Anhängerschaft unterstützt. Mit demselben Prinzip der Verschlüsselung der Internetadresse.

Fazit: Der GlüStV bietet gute Ansätze, aber…

… er schießt in vielen Punkten weit über das Ziel des Spielerschutzes hinaus. Die regelmäßige Übersicht zu Gewinnen und Verlusten ergibt Sinn. Ebenso der überall erreichbare Panik-Knopf zur sofortigen Selbstsperre. Alles was darüber hinaus an Einschränkungen entstanden ist, darf zumindest in Frage gestellt werden.

Zum Beispiel die Limits bei den Einzahlungen und die Trennung der Slot Machines von allen anderen Inhalten. Oder die Zwangspause von 5 Sekunden, welche in keinem anderen Land zu finden sein dürfte. Vieles wirkt so, als wolle man den Markt derart stark regulieren, dass den Spielern die Lust vergeht. Was nicht wirklich das Ziel sein kann, da es sich um eine Branche mit mehreren Jahrhunderten in petto handelt.

Zum Glück haben Spieler nach aktuellem Stand noch genügend Alternativen. Diese gilt es von Fall zu Fall zu prüfen, ob sie noch funktionieren.

Quellen & Verweise[+]